Aber vorab Ines Erfahrungen mit den Swiss Horse Boots (SHB)
SHB vorne seit Herbst 2001, hinten seit Weihnachten 2001
Wie du ja weißt, habe ich für mein Pferdchen die Swiss Horse Boots ausgesucht. Warum?
Hm, das ist eigentlich eine gute Frage. Ich wohne in einem hufschuhtechnisch gesehen ziemlichen Notstandsgebiet, ich habe hier wirklich noch nie jemanden anders mit Hufschuhen gesehen und die
Leute, denen ich mit dem beschuhten Pony begegnet, gucken auch immer ganz fassungslos und sind sehr erstaunt und haben so was noch nie gesehen.
Obwohl, es gibt hier auch Leute, die sind der Meinung, ein Pferd könne ohne Hufeisen gar nicht laufen geschweige denn geritten werden ..
Mein Pferdchen hat eigentlich ziemlich gute Hufe, allerdings hat sie vorne ziemlich breite, flache Treter, die Sohle
ist fast nicht nach innen gewölbt, sie hat fast keine Trachten und geht, da sie ja nur auf der Sohle läuft, ziemlich fühlig, wenn ihr mal ein Stein begegnet. Daher habe ich sie,
seit sie mir gehört, immer vorne im Sommer beschlagen lassen.
Hinten ging es immer problemlos, da sind die Hufe richtig schön, mit schön gewölbter Sohle und Trachten sind auch da. Von ca. Oktober/November bis April/Mai ging sie immer barfuss. Letzten Winter
haben sich die Vorderhufe jedoch sehr abgelaufen und wurden sehr flach, die wenigen Trachten, die da waren, liefen sich ziemlich runter und die Hufstellung wurde trotz ständigen Feilen und
Raspeln der Zehe immer flacher. Im April wurden ihr daher wieder Eisen verpasst. Leider kenne ich hier niemanden, der mit Kunststoff beschlägt. Hier gibt's nur das "traditionelle Handwerk",
sonst hätte ich das mal ausprobiert. Leider mochte das Pony letzten Sommer seine Eisen gar nicht und hat zwei Mal gleich nach dem Beschlagen entweder eins runtergerissen bzw. durch Rumtoberei
("guck mal, wie schön ich vor dem Koppelzaun stoppen kann ...") verzogen. So war ich im Sommer ständig am Telefon, um den Schmied mal wieder anzurufen. Der war auch schon ganz verzweifelt.
Ich war ziemlich genervt und dachte mir, es muss eine andere Möglichkeit geben. Beim Reiten gab es mit den Eisen ja nie Probleme, immer
gingen sie auf der Koppel verloren. Andererseits: Was gibt es schöneres als ein munteres Pferdchen, was sich seine nötige Bewegung selbst verschafft?
Also bin ich im Herbst 2001 im Internet auf die Suche gegangen, habe bei verschiedenen Anbietern die Homepages durchstöbert und in diversen Foren Rat geholt. Wenn so viele andere Reiter Hufschuhe
verwendeten, warum sollte das dann bei mir nicht auch gehen?
Schließlich hatte ich drei verschiedene Hufschuhe in die engere Auswahl gezogen:
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die Dallmer,
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die Easy Boot
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und die Swiss Horse Boot.
Die Marquis fand ich zwar von der Beschreibung und den ganzen Erfahrungsberichten ganz interessant, aber der Preis schreckte mich schon
ein bisschen ab. Es war ja mein erster Versuch mit den Hufschuhen und wenn das Projekt scheiterte, wollte ich nicht ganz so viel Geld in den Sand setzen. Also musste ein billigeres Modell
her.
Wichtig war mir vor allem:
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sehr guter Halt der Schuhe am Huf, auch bei schnellem Tempo und schwierigem Gelände (Schlamm, Unebenheiten, Wasser), da ich zu 99 % nur im Gelände reite und das auch öfters mal schnell und lang und bei schon relativ anspruchsvollem Gelände
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lange Haltbarkeit der Schuhe, geringer Abrieb
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Natürlich sollte der Schuh auch so angenehm wie möglich für das Pferd sein, d. h. die Gefahr von Scheuer- und Druckstellen sollte so gering wie möglich sein
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Die Schuhe mussten gut und auch relativ einfach von mir selbst anzupassen sein, da ich, wie schon gesagt, leider keinen Fachmann zu Rate ziehen konnte.
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Einfaches An- und Ausziehen wäre natürlich auch sehr schön, aber die anderen Dinge waren mir wichtiger.
Aus diesen Gründen bin ich schließlich bei den SHB gelandet.
Die Dallmer bzw. die Easy Boot habe ich ausgeschlossen, da ich mir bei den Schnallenverschlüssen nicht sicher war, ob damit ein Reiten in jedem Gelände möglich ist. Ich könnte mir z. B.
vorstellen, dass der Verschluss der Easy Boot beim Reiten im hohen Gras bzw. durch Unterholz sich lösen könnte. Das war ein möglicher Schwachpunkt, den ich lieber ausschließen wollte.
Da die SHB größtenteils durch den Formschluss am Huf halten und keine Schnallen den Schuh direkt befestigen, fand ich diesen Schuh für meine Zwecke am geeignetsten.
Ich will die SHB mal kurz beschreiben:
Sie bestehen aus einem abriebfesten Kunststoff und sind aus einem Stück gefertigt. Die Sohle ist verstärkt und es können verschiedene Schraubstollen verwendet werden, was ich auch nur empfehlen kann, da die Schuhe durch die Kunststoffsohle im nassen Gras, auf nassem Boden oder auf Schnee doch ziemlich rutschen. Ich verwende pro Schuh vier Schraubstollen ohne Vidiastifte. Das bringt eine gute Rutschfestigkeit. Da die Stollen nur einige Millimeter hoch sind, stören sie mein Pferd beim Laufen auch nicht (hat sich jedenfalls noch nicht beschwert). Ich habe die Stollen daher bei jedem Ritt in den Schuhen drin. Man kann auch nur zwei Stollen pro Schuh am hinteren Ende verwenden, allerdings verändert sich so die Hufstellung etwas und die Schuhspitze (Zehe) läuft sich schneller ab.
Weiterhin wird der Schuh mit einem Fesselriemen befestigt. Es gibt verschiedene Höhen, um den Fesselriemen optimal einzustellen. Dieser Riemen wird nicht sehr fest zugemacht, sonst kann es zu Scheuerstellen an der Fessel kommen, es müssen zwischen dem gummiummantelten Riemen und dem Pferdebein ca. 2 Finger bequem Platz haben. Man kann die richtige Verschnallung auch testen, indem man versucht, den Fesselriemen über den Ballen zu schieben, das darf nicht möglich sein. Könnte man den Fesselriemen über den Ballen ziehen, würde der Schuh nicht halten.
Außerdem verwende ich noch zusätzliche Halteriemen, die vorne über der Fessel angebracht werden. Dieser Riemen dient zum zusätzlichen Halt bei schwierigen Gelände und schnellen Gangarten. Durch die hohen Kräfte, die z. B. beim schnellen Galopp auf die Schuhe wirken, könnte doch mal einer verloren gehen. Der vordere Fangriemen dient sozusagen als Gegenstück zum Fesselriemen und sichert den Schuh noch einmal zusätzlich. Viele verwenden diesen Fangriemen wohl nicht, aber ich habe damit gute Erfahrungen gemacht und habe bisher noch keinen Schuh verloren trotz Matsch und Wasserdurchritten, bergauf, bergab und schnellem Galopp. Sogar gesprungen bin ich schon ohne Probleme mit diesen Schuhen im Gelände.
Nachdem ich seit dem Herbst 2001 zwei Schuhe für vorne verwendete, habe ich zu Weihnachten noch welche für hinten bekommen.
Die Auswahl der Größe war nicht so ganz einfach. Es gibt die SHB in verschiedenen Größen, ich glaube von Größe 0 bis Größe 4. Mein Pferd hat vorne die Größe 1 und hinten die Größe 01, das
ist die selbe Größe wie die 1, nur ist der Schuh etwas schmaler. Alle Schuhe (bis auf die 01) scheinen von der Form her ziemlich rund zu sein, d. h. ein Pferd mit "unrunden" oder spitzen Hufen
hat wohl etwas Probleme, die Schuhe passend zu bekommen. Man kann die Schuhe aber leicht mit einem Heißluftfön erwärmen und dann vorsichtig etwas ausdehnen bzw. noch warm dem Pferd
anziehen und dann mit kaltem Wasser abkühlen. So habe ich auch meine hinteren Schuhe passend gemacht, die am Anfang sehr schwer an- und auszuziehen gingen.
Also sind wir jetzt beim An- und Ausziehen:
Das ist - im Vergleich zu anderen Schuhtypen - hier vielleicht etwas problematisch, d. h. so ganz einfach war es bei mir nicht. Vorne ging es ja noch einigermaßen, hinten war es schon schwieriger.
Vor allen Dingen braucht man dazu ein halbwegs kooperatives Pferd, mit einem Pferd, welches schon beim Hufe auskratzen rumzappelt, wird das wohl sehr schwer werden, ihm die Schuhe zu verpassen.
Man kratzt den Huf ganz normal aus und säubert zusätzlich den Huf mit einer Bürste. Ich säubere vor allen Dingen auch den Ballen und den Kronrand, da an diesen Stellen der Schuh am Huf anliegt und anhaftender Dreck Scheuerstellen verursachen könnte.
Den Huf bitte nicht einfetten! Dann nimmt man den Schuh und stülpt ihn über den Huf, man kann auch mit drehenden Bewegungen den Schuh etwas auf den Huf "schrauben", muss dabei allerdings aufpassen, dass der Schuh gerade auf dem Huf sitzt.
Ich glaube nicht, dass es möglich ist, den Schuh nur mit dieser Methode anzuziehen, ich brauche auf jeden Fall immer den Gummihammer dazu. Wenn der Schuh von selber nicht mehr ruckt, schlage ich mit dem Gummihammer zuerst auf den Zehenbereich (von vorne an die Schuhspitze), wenn der Huf dann mit der Spitze im Schuh steckt, schlage ich noch einige Male auf den hinteren Bereich, um auch die Ballen im Schuh zu versenken. Dann den Huf absetzen. Falls der Huf noch nicht ganz im Schuh stecken sollte, rutscht er dann beim Auftreten noch richtig rein. Zum Schluss werden noch der Fesselriemen und - wenn man hat - der Fangriemen geschlossen.
Das Ausziehen geht bei mir leider auch nur mit Werkzeug. Zuerst öffnet man natürlich die Schnallen von Fang- und Fesselriemen. Dann nehme ich einen Hufkratzer (einen ohne Metallkratzer, der verbiegt sich, sondern einen ganz aus Kunststoff) und hake die Spitze hinten im Ballenbereich des Schuh ein und versuche, den Schuh so abzuziehen. Meistens kriege ich den Schuh auf diese Art aber nur locker und ziehe ich dann noch mit beiden Händen aus. Außerdem kann mir so mein Pferd nicht seinen Huf entreißen und ihn mit Schwung auf den Boden knallen, da habe ich immer irgendwie Angst, dass die sich was verletzen könnte, ich setzen den Huf lieber vorsichtig ab. Mein Freund ruckt natürlich nur mal kurz mit dem Hufkratzer und schon fliegt der Schuh ab, irgendwie hat er wohl die bessere Technik, aber es geht eigentlich auch auf meine Art relativ problemlos.
Vorne hatte mein Pferd mit dem Einlaufen der Schuhe keinerlei Probleme, so dass ich nach kurzer Zeit (erst geführt, dann mal einen kurzen Ausritt) auch längere Strecken ohne Probleme reiten konnte. Hinten ist sie etwas empfindlich am Ballen, ich hoffe aber, dass sich dort noch richtige Hornhaut bildet, so wie vorne auch.
Daher reite ich so oft es geht mit allen vier Schuhen und denke, dass die "Eingewöhnungszeit" hinten bald vorbei sein müsste. Jedenfalls läuft sie jetzt schon besser als am Anfang und lässt sich die Schuhe mittlerweile auch hinten gut an- und ausziehen.
Da sie ja hinten noch nie Eisen hatte und nur so bisschen Maniküre gewöhnt war, war sie etwas hibbelig bei den ersten An- und
Ausziehversuchen.
Shari rundum "beschuht":
Update 21.06.03
Wir haben inzwischen für beide Pferde die SHB, je vier Stück. Erst hatten wir nur vorne die Schuhe, aufgrund des häufigeren Reitens im
steinigen Gelände mussten jedoch auch für hinten welche her.
Bei unserem Wallach mussten wir jetzt für vorne welche nachkaufen, da seine Hufe, seit sie unbeschlagen sind, eher enger geworden sind (klingt komisch, ist aber so ...).
Ansonsten sehen die Hufe von beiden jetzt auch ziemlich bilderbuchmäßig aus, mit dem Beschlag war ich immer nicht so zufrieden. Außerdem hat mein Pony beim Toben auf der Koppel sich ständig die
Eisen verzogen ("guck mal, wie schön ich vor dem Koppelzaun stoppen kann ...") und das war schon ziemlich nervig.
Mit den Schuhen bin ich jetzt wirklich sehr zufrieden. Ich habe bisher nur mal beim Ausprobieren einen im Galopp verloren, da waren wir aber noch in der Testphase. Jetzt sind sie
bombenfest und gehen auch im Matsch oder beim Springen nicht ab. Die Pferde lieben die Schuhe und lassen sie sich gern anziehen. Das An- und Ausziehen ist bei den SHB natürlich etwas
gewöhnungsbedürftig, dafür sind sie aber sehr robust und einfach und daher auch wenig anfällig für Sachen, die kaputt gehen könnten. Da sie auch keine offen liegenden Schnallen oder diese
"Skistiefelverschlüsse" haben, wo man z. B. im hohen Gras oder an Gebüsch oder Ästen hängen bleiben kann, haben wir uns für diese Schuhe entschieden. Die Marquis waren mir zum ersten Testen
erstens zu teuer und zweitens irgendwie zu technisch. Ich dachte, wo viel Technik dran ist, kann auch viel kaputt gehen. Klar, die Firma ist kulant und repariert viel und tauscht viel um, aber
wenn der Schuh derzeit nicht nutzbar ist, kann ich nur ohne Schuhe reiten und das ist doof.
Ich bin mit unseren beschuhten Pferden sehr zufrieden und werde wahrscheinlich nicht mehr beschlagen. Es war damals schon nervig, ständig musste man beobachten, ob jetzt die Zehe zu lang wird (bei meinem Pony ganz extrem, keinerlei Trachten mehr und schon ganz kurze Beschlagsintervalle ...) Jetzt kriegen sie zum Reiten ihre Schuhe an, wir können die Hufe raspeln, wann wir wollen und sonst laufen sie so rum. Ist schon echt genial. Ich will es wirklich nicht mehr missen.
Ach so, die SHB kann man schon größenmäßig etwas (oder ziemlich gut) anpassen. Man erwärmt sie mit einem Heißluftfön und dehnt sie dann an den gewünschten Stellen (z. B. mit einer Weinflasche, die ist schön rund und glatt) aus. Dann in kaltem Wasser abkühlen. Wenn die Schuhe sehr schwer an und auszuziehen gehen, dann kann man sie auch mit dem Heißluftföhn erwärmen und dem Hotti überstülpen und dann entweder an Huf abkühlen lassen bzw. kaltes Wasser drüber gießen. Damit kann man an der Größe schon viel verändern, auch wenn das Hotti einen steileren Huf hat, dann kann man am vorderen Teil bisschen ausweiten. Bei zu spitzen Hufen kann man auch vorne den Schuh oberhalb der Sohle aufschneiden, so dass die Zehe weiter in den Schuh rutschen kann. Man kann da schon viel dran basteln, allerdings braucht man dafür schon bisschen handwerkliches Geschick oder einen handwerklichen Freund, der solche Dinge gerne macht ....
An die SHB muss sich das Pferd schon gewöhnen. Bei unseren waren bei den ersten Versuchen auch die Ballen etwas "weich", aber nicht druckempfindlich, d. h. beide Pferde haben nicht "geautscht", wenn man da draufgedrückt hat. Mittlerweile waren wir mit den Schuhe auch schon fünf oder sechs Stunden unterwegs und die Ballen sind okay. Es bildet sich wahrscheinlich so eine Art Hornhaut und der Ballen wird dann unempfindlich.
Das An- und Ausziehen finde ich persönlich auch nicht so als Problem, allerdings ist es schon mühsamer als bei Schuhen, die man irgendwie aufklappt und dann mit Schnallen zumacht. Schlimmer finde ich das Ausziehen, ohne Hufkratzereinsatz kriege ich die Schuhe nicht ab, bloß mit den Daumen irgendwo dagegen drücken geht da gar nicht, da ist schon massiver Krafteinsatz notwendig und auch mein Pony musste sich da erst mal dran gewöhnen und strampelte dabei noch wie wild mit seinen Hufen (vor allem hinten) rum. Mittlerweile steht sie aber wie eine Eins und damit geht das Ausziehen natürlich auch besser. War vorher schon bisschen nervig, wenn man den Schuh schon fast unten hatte und einem dann das Pferd den Huf entrissen hat und dadurch wieder in den Schuh flutschte.