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3. November 2011 4 03 /11 /November /2011 09:25

Ich finde, nach Lena (s. links in Kategorien) hat auch Lady (s. links in Kategorien) wieder gezeigt, dass (sorgfältig ausgesuchte) Hunde aus dem Tierschutz solchen von Züchtern in nichts nachstehen müssen. Olli (s. links in Kategorien) ist übrigens auch vom Tierschutz, er lebte bis zu seiner erfolgreichen Vermittlung in Ungarn in einer Pflegestelle.


Second Hand heißt nicht zwangsläufig verkorkst, krank oder aggressiv. Viele Hunde werden einfach nur wegen Lustlosigkeit des "Besitzers" ausgesetzt, oder sie sind Scheidungsopfer, Hinterbliebene, Opfer der Umstände, zu brav, zu alt, der Wurf Welpen ein Unfall.

Oder das Tier wurde einfach nicht passend zu den Lebensverhältnissen gewählt.


Wobei wir beim Thema Auswahl eines Hundes wären.

Es gibt Hunde aus Privatbesitz, von Züchtern, aus Tierheimen im eigenen Land, aus Tötungen/Tierheimen aus dem Ausland... Man findet zahlreiche Internetseiten mit Angeboten.

Manche Menschen (privat oder organisiert) scheinen jedes Tier retten zu wollen, welches in einer Tötung sitzt. Es gibt Seiten mit herzerweichenden Fotos und einer Art "Countdown" der verbleibenden Zeit bis zum Tod der Tiere. Hier werden mitleidende Menschen vielleicht vorschnell zu einer Entscheidung für ein bestimmtes Tier veranlasst. Auch hier sitzen sicher viele unkomplizierte Tiere neben solchen mit Problemen oder unheilbaren Krankheiten. Und ob der Hund unheilbar krank, aggressiv oder panisch ist, wird sich vermutlich erst nach der Rettung zeigen.


Dann gibt es Organisationen, die im Ausland vor Ort helfen. Durch Einrichtung von Tierheimen, Aufklärung, Kastrationsaktionen... und auch durch Vermittlung im eigenen Land und aus dem Land heraus.


Tut man wirklich jedem Hund mit der "Rettung" einen Gefallen? Und sich und seiner Familie?

Hier sollte man sich gut informieren. Je nach Ausreiseland haben die Hunde eventuell eine ganz andere Vorgeschichte. Es gibt Länder, in denen Hunde sich Hunde fast wie Wildtiere vermehren. Die Welpen lernen direkt von der Mutter, dass Menschen ihnen nichts gutes wollen. Wenn diese Tiere dann gefangen und in einen Container in einer Tötungsstation geschüttet werden, verbessert das ihr Verhältnis zum Menschen nicht. Sie erleiden ein Trauma. Versuchen Sie, sich in die Situation eines solchen Tieres zu versetzen, wenn es gerettet wird. Es geht dann durch mehrere Hände, wird hoffentlich ärztlich untersucht und kastriert. Später in eine Box gesperrt und im Frachtraum eines Flugzeugs transportiert. Wenn das Tier dann z. B. nach Deutschland in eine Stadtwohnung zu einer netten, tierlieben Familie vermittelt wird, die einen Hund sucht, der sie überall hin begleiten soll, vielleicht auch noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, muss es sich dort nicht unbedingt wohlfühlen. Dieser Hund wird Umwelteinflüssen ausgesetzt, mit denen er wahrscheinlich vollkommen überfordert ist. Bleibt zu hoffen, dass nicht auch die nette Familie vollkommen überfordert ist.

 

Es gibt aber nicht nur "Streuner" im Ausland. Es gibt viele psychisch und physisch gesunde, gut verträgliche Hunde. Es gibt Länder ohne streunende Hunde und ohne Tötung. Länder in denen die Hunde durchaus Familienhunde, Hofhunde... gewesen sein können, bevor sie abgegeben wurden. Es gibt Länder mit Mittelmehrkrankheiten und welche ohne.

Wichtig ist, dass man sich genau informiert. Und das VORHER!

Vielleicht gibt es Menschen, die dem traumatisierten Hund aus der Tötung genau das richtige Zuhause bieten können. Es gibt bestimmt Menschen, denen es nichts ausmacht, wenn ihr Hund nach Ankunft bei ihnen Leishmaniose-positiv getestet werden sollte. Nur sollten diese Menschen VORHER Bescheid wissen, was auf sie zukommt und das auch wollen.

Es wird keinem Hund geholfen, wenn er unter falschen Angaben oder verharmlosenden Aussagen vermittelt werden kann.


Die Wahl des richtigen Hundes gehört zu den wichtigsten Entscheidungen.

Hier geht es nicht ohne Emotionen. Der Hund soll jedoch ein Begleiter oder Familienmitglied für viele Jahre werden, da ist rationale Überlegung manchmal besser angebracht, als pure Begeisterung für einen schönen Hund oder reines Mitleid.

Bitte überlegen Sie sich, was Sie von einem Hund erwarten und ob der ausgesuchte Hund diese Erwartungen erfüllen kann. Und ob Sie seinen Bedürfnissen gerecht werden können oder wollen (finanziell und körperlich). Bewerten Sie die unterschiedlichen körperlichen und charakterlichen Merkmale verschiedener Hunde (-rassen) und die körperliche und seelische Gesundheit des Hundes, damit Sie einschätzen können, ob der Hund in Ihr Leben passt.


Wenn alles passt, werden Sie und Ihr Hund unabhänigig von seiner Herkunft über viele Jahre glücklich zusammen leben. Wenn etwas grundsätzlich nicht passt, könnte es passieren, dass die Entscheidung zwar anfangs Spaß macht, letztendlich jedoch der Anfang eines langen Leidensweges wird.

Entweder der Hund leidet, weil er z. B. nicht ausgelastet oder zu sehr gestresst wird. Oder Sie leiden, weil Sie alles tun wollen, damit es dem Tier gut geht, auch wenn Sie dabei Ihre eigenen Grenzen überschreiten.

Wenn Sie oder der Hund in Ihrer Beziehung nicht glücklich sind, muss sich einer von Ihnen oder beide ändern. Wenn die Probleme nur auf Verständigungs- /Erziehungsproblemen beruhen, kann die Lösung einfach sein. Da kann der Besuch einer guten Hundeschule oder die Hilfe von anderen Hundebesitzern reichen. Vielleicht ist die Änderung ganz einfach in Form von mehr Beschäftigung und Spiel mit dem Hund herbeizuführen oder mit ein wenig Grundgehorsam.

Wenn es aber grundsätzlich nicht passt wird es schwerer. Es ist erstaunlich, wie sehr manche Tiere sich verbiegen/anpassen ohne auffällig zu werden. Und es ist genau so erstaunlich, was manche Besitzer auf sich nehmen, weil sie glauben, der Hund würde es ihnen danken. Aber ob diese Tiere und Menschen wirklich glücklich sind dabei?

Vielleicht führt die falsche Auswahl am Ende wieder zur Abgabe des Tieres. Was je nach Konstellation nicht immer die schlechteste Lösung ist, aber besser hätte vermieden werden sollen.

 

Also bitte machen Sie sich vorher Gedanken und lassen sich nicht nur von spontanen Entschlüssen oder Emotionen leiten.


Wenn Sie sich für einen Rassehund vom Züchter entscheiden, sollten Sie nicht davon ausgehen, dass alle Verhaltensweisen, die mit bestimmten Rassen in Verbindung gebracht werden, auf die Erbmasse zurückzuführen sind. Es kann auch an der Prägung und Erziehung liegen oder daran, dass Vertreter mancher Rassen häufig kaum erzogen werden .

Wenn Sie sich für einen Abgabehund interessieren, fragen Sie nach den Abgabegründen. Wenn der Hund z. B. die Kinder nicht mochte und sie keine haben, kann es der richtige für sie sein. Wenn der Besitzer nur zögernd antwortet, versuchen Sie auf jeden Fall, sich über einen längeren Zeitraum (vielleicht Besuche mit Ausflügen) ein eigenes Bild zu machen. Wir haben erstaunlich viele Besitzer kennen gelernt, die ihre Hunde nicht zu kennen schienen.

Wenn Sie einen Hund aus dem Tierschutz übernehmen wollen, versuchen Sie es erst in den Tierheimen vor Ort. Versuchen Sie, ein Tierheim oder eine Organisation zu finden, bei der Sie ein gutes Gefühl haben. Wenn es Sie stört, dass dem Tierheim/Vermittler von dem Hund so gut wie nichts bekannt ist, lassen sie es. Wenn es für Sie wichtig ist, etwas über die Verträglichkeit des Hundes mit Artgenossen, mit Fremden, mit Kindern, mit Katzen zu wissen .... lassen Sie sich nicht darauf ein, wenn jemand sagt, dass das „in der Regel alles gut klappt“.

Im Tierheim kann man ein Tier anfassen und ein wenig kennen lernen. Man kann auch mit dem Tier spazieren gehen.


Bei Tieren aus dem Auslandstierschutz hat man nicht selten nur ein Foto und mit etwas Glück eine Beschreibung. Wenn die Organisation bemüht ist, die Eigenschaften der Hunde zu ermitteln und den Hund nach den Wünschen des Interessenten gut aussucht, kann trotzdem alles gut laufen. Ich kenne diverse Positivbeispiele in meiner Umgebung.


Es gibt Organisationen, die mit Pflegestellen arbeiten. Der Hund lebt in der Pflegestelle wie deren eigenes Tier. Er kann seine Eigenschaften, Vorlieben und Abneigungen zeigen. Hier kann die Pflegestelle viele Auskünfte geben. Wenn die Pflegestelle sich im Ausland befindet, kann man den Hund zwar immer noch nicht persönlich kennen lernen, hat aber trotzdem meist viele Fotos, Berichte und Anhaltspunkte. Grundsätzlich wird bei Tieren aus dem Tierschutz eine Vorkontrolle des neuen Besitzers erfolgen, auch dort kann noch einmal über die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenführung nachgedacht werden.

Bei einer Pflegestelle im eigenen Land ist es natürlich noch besser. Interessenten können den Hund dann persönlich kennen lernen und alle Beteiligten können sich ein Bild davon machen, ob Hund und Mensch(en) zusammen passen.


Und es gibt Privatleute oder Organisationen, die einen Hund zur Probe an Interessenten geben. Das hat Vorteile und Nachteile. Gut ist, dass Sie die Möglichkeit haben, den Hund in der eigenen Umgebung kennen zu lernen.  Perfekt, wenn Sie dann feststellen, dass die Beziehung stimmt.
Zur Belastung kann die Probezeit werden, wenn Sie feststellen, dass es nicht der richtige Hund ist und Sie dann vielleicht Schuldgefühle haben. Hier kommt es auf die Organisation an. Wenn weichherzige Leute den Hinweis erhalten, dass der Hund ins Heim muss oder zum Wanderpokal wird, wenn sich kein passender Interessent findet, läuft es nicht gut. Keiner sollte einen Hund wählen, nur weil er Schuldgefühle entwickelt, die jemand anderes ausnutzt!

 

Und wieder habe ich einen viel zu langen Artikel geschrieben. Hoffentlich schreckt das nicht alle vom Lesen ab.

Ich wünsche viel Erfolg bei der Auswahl Ihres Traumhundes!



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