Ich zitiere hier mal den NABU-Präsidenten Olaf Tschimpke. Er kann meine Gedanken zur der Einigung auf längere Atomkraftwerkslaufzeiten beim Koalitionsgipfel im Kanzleramt viel sachlicher auf den Punkt bringen als ich:
„Wenn Wissenschaft nicht weiterhilft, schlägt die Stunde der Ideologen. Kanzlerin Merkel knickt vor der Atomlobby ein und zieht den Ausstieg aus dem Atomausstieg durch, ohne sich um wissenschaftliche Erkenntnisse oder die Meinung der Bevölkerung zu scheren. Das von der Bundesregierung beauftragte Energiegutachten liefert jedenfalls keine belastbaren Begründungen für längere Laufzeiten der Atommeiler. Die vereinbarte Fördersumme für erneuerbare Energien ist ein Placebo- Effekt, da die echten Herausforderungen, wie zum Beispiel bei der Gebäudedämmung und dem Netzausbau, damit nicht zu erreichen sind.
Dabei schreiben die Gutachter der Kanzlerin durchaus sinnvolle Tipps zur Energiepolitik ins Stammbuch: Schärfere Standards bei Wärmedämmung und Heizung in Gebäuden sowie starke finanzielle Anreize für alle, die ihre Wohnungen energetisch sanieren wollen. Damit ließe sich wirklich das Klima schützen und die Energiekosten senken.
Die jetzt von der Koalition beschlossene Laufzeitverlängerung bremst dagegen die erneuerbaren Energien aus und sorgt für einen wachsenden Atommüllberg.“
Erst hatte ich befürchtet, ein Gutachten, welches von der Bundesregierung in Auftrag gegeben wird, würde unter Umständen tendentiell im Sinne desjenigen verfasst sein, der die Gutachter zahlt. Jetzt bescheinigt selbst dieses Gutachten seinem Auftraggeber nicht zwingend nur die eine Alternative, nämlich längere Laufzeiten.
Aber Gutachten scheinen nicht unbedingt Beachtung zu finden. Es gibt z. B. auch ein Gutachten des Münchener Ifo-Instituts, welches seinem Auftraggeber, dem Bundesverband der Deutschen Industrie bereits 1975 bescheinigte, dass Umweltpolitik Arbeitsplätze schafft. Trotzdem wird weiterhin behauptet, dass Umweltbelange und Wirtschaftsorientiertes Denken unvereinbar sind.
Und dann die Enttäuschung darüber, dass wider dem Gutachten gehandelt wird. Es tut weh zu sehen, dass die Umweltbelange weiterhin den Interessen der Wirtschaft untergeordnet werden.
Warum sieht keiner das unverantwortlich hohe Risikopotenzial der Atomkraftwerke? Auch wenn die Reaktoren seit Tschernobyl vielleicht sicherer geworden sind, so sind sie dennoch nicht sicher.
Warum sieht keiner die tatsächlichen Kosten der Atomenergie? Wie hoch müßte eine Brennelementesteuer sein, wenn man die Kosten der (End-)Lagerung des Antommülls nur annähernd in Euro beziffern könnte? Warum zahlen wir alle über die Steuern diese Kosten und nicht der Verursacher? Vielleicht, weil die Betreiber von Atommeilern den Atomstrom nicht verkaufen könnten und keine Gewinne machen könnten, wenn der tatsächliche Preis offiziell abgerechnet würde?
Warum werden nicht alternative Energien genauso "gesponsort"?
STOP, dieser Artikel soll jetzt nicht noch länger werden.
Ich wollte nur kurz noch einmal an die Demonstration am 18. September erinnern, zu der ich leider nicht kommen kann:
Die Bundesregierung will die Laufzeiten für Atomkraftwerke verlängern und so den gesellschaftlichen Atomkonsens aufkündigen. Daher unterstützt der NABU die bundesweite Anti-Atom-Demonstration am 18. September in Berlin und ruft dazu auf, mitzumachen. Mehr